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Deutsche Literatur und Kulturgeschichte im östlichen und südöstlichen Europa

Dr. Stefan Sienerth stellte Neuerscheinungen des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas im Rumänischen Kulturinstitut Berlin vor.

Bericht von Gudrun Spaan und Gheorghe Pascu

Am 18. Juni hielt Dr. Stefan Sienerth im Rumänischen Kulturinstitut den Vortrag "Deutsche Literatur im östlichen und südöstlichen Europa". Dieser ist Teil einer sehr erfolgreichen Veranstaltungsreihe, deren Anliegen die Erhaltung und Pflege des Kulturerbes der Siebenbürger Sachsen oder Banater Schwaben in Deutschland ist. Dem voran gegangen waren am 20. Februar der Vortrag von Prof. Dr. George Gutu, Leiter des Lehrstuhls Germanistik der Universität Bukarest, über neueste Forschungsergebnisse zum Werk Paul Celans, am 27. Februar der Vortrag von Prof. Dr. Konrad Gündisch, Wissenschaftlicher Direktor am Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im Südöstlichen Europa in Oldenburg, "Zur Entwicklung der Minderheitenfrage in Siebenbürgen".
Die verheißungsvoll begonnene Zusammenarbeit unter der alten Leitung des Rumänischen Kulturinstitutes setzt sich auch unter der neuen Direktorin des Hauses, Adriana Popescu, und ihrem Stellvertreter, Gheorghe Pascu, erfolgreich fort.

Für die Unterstützung seitens des Landesverbandes Berlin der Siebenbürger Sachsen e.V. und dessen Vorsitzenden Johann Schöpf und der Deutsch-Rumänischen Gesellschaft mit ihrem ehemaligen Präsidenten Prof. Dr. Axel Azzola ist die Institutsleitung sehr dankbar, da durch diese Zusammenarbeit diese außergewöhnlichen Veranstaltungen oft erst zustande kommen.

Dr. Stefan Sienerth veranschaulichte die Bemühungen des Münchner Institutes und des Verlages Südostdeutsches Kulturwerk, das überaus reichhaltige und wertvolle literarische Erbe der deutschen Schriftsteller aus Rumänien zu erhalten. Er bestritt seinen Vortrag mit reichem dokumentarischem Material - rund 26 Büchern- neueste Publikationen des Institutes, aber auch solche die seit 1994 erschienen sind − ein eindruckvolles Ergebnis kulturwissenschaftlicher Forschung und Verlagstätigkeit.
Zahlreiche Titel, wie z. B. "Die Deutschen in Ostmittel- und Südosteuropa" von Gerhard und Krista Grimm beschäftigen sich mit der Darstellung der Geschichte, Wirtschaft, Kultur und Literatur der Deutschen in Ostmittel- und Südosteuropas. Andere greifen schmerzhafte Themen und Ereignisse auf, die über Generationen tabu waren, wie die Verschleppung in die Sowjetunion und Zwangsarbeit nach 1945 (Walter Peter Plajer: "Lebenszeit und Lebensnot" und Hermann Binder: "Aufzeichnungen aus Transnistrien) dem Kronstädter Schriftstellerprozess 1959 (Motzan, Sienerth, Heuberger: "Worte als Gefahr und Gefährdung") oder die "Die Deutsche Literatur in Rumänien und das Dritte Reich. Vereinnahmung − Verstrickung − Ausgrenzung", herausgegeben von M. Markel und P. Motzan. Gerade in einer Zeit des zusammenwachsenden Europas sind dies überaus wichtige Beiträge zur Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte als Voraussetzung für ein friedliches Zusammenleben der Völker in der Zukunft.
Besonders legte Stefan Sienerth den "Brautschmuck des Sebastian Hann" (Erzählungen von A. Birkner) und die von ihm herausgegebenen "Siebenbürgischen Erzählungen" dem Publikum ans Herz. Die Auswahl widmet sich jedoch nicht nur Themen der Deutschen aus Siebenbürgen und dem Banat, sondern enthält auch eine Vielfalt von Erstpublikationen (Restitutionen), wie z.B. die ausgewählte Prosa Erwin Wittstocks und Oskar Walter Ciseks oder die "Studien zur deutschen Literatur des 19.und 20.Jahrhunderts" unter dem symptomatischen Titel "Brücken schlagen". 2004 erschienen auch die "Studien zur deutsch-jüdischen Literatur aus Galizien und der Bukowina" von Werner Klaus.